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November 2009
01.11.2009 Strafrechtspflege
01.11.2009 Wikipedia
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Diese Publikation will ein wirklichkeitsgetreues Abbild strafbaren Verhaltens und dessen Verfolgung anhand ausgewählter statistischer Ergebnisse vermitteln. Darüber hinaus soll sie auch einen Einblick in unser System der Strafrechtspflege ermöglichen. (1)

Mit diesen Worten wird die Studie von Jehle über die Strafrechtspflege in Deutschland angekündigt (2). Sie verarbeitet die statistischen Daten bis einschließlich 2007 und gibt eine Einblick in die Polizeiliche Kriminalstatistik, die Fallzahlen und Erledigungen bei der Staatsanwaltschaft und den Gerichten und schließlich im Justizvollzug. Die Zahlenwerke bestätigen die hohe Zahl der Verfahrenseinstellungen bei der Staatsanwaltschaft, den zurückhaltenden Anteil von Verurteilungen zu Freiheitsstrafen und den deutlichen Anstieg der "einfachen" Gewaltdelikte.

Die Studie liefert einen Einstieg und beschreibt in einfachen Worten die justiziellen Prozesse, die den Zahlen zugrunde liegen. Sie unternimmt keine Bewertung und die Darstellungstiefe bleibt an der Oberfläche.

Der Wert der Studie besteht darin, dass sie die Strafverfolgung über alle vier Instanzen hinweg darstellt und dadurch die Arbeitsteilung zwischen Polizei, Justiz und Justizvollzug betrachtet. Ihr fehlt jedoch ein abschließender vergleichender Teil, der die Deliktsgruppen durch die Instanzen hindurch betrachtet.
 

 
Einen liebevollen Einblick in das Innenleben der wirft Kleinz in der (3). Leichte Kost, aber gut lesbar, informativ und zurückhaltend (4).

Die Wikipedia ist eine Enzyklopädie, sie liefert Allgemein- und Alltagswissen und ist kein Spezialportal für ganz besondere Themen. Diese Aufgabe erfüllt sie gut und sie ersetzt damit die 20-bändigen Taschenbuchausgaben, mit denen ich aufgewachsen bin. Mit ihrer Präsenz hilft sie zum Beispiel dem Cyberfahnder, keine übermäßigen Erklärungen ausführen zu müssen; wegen der technischen Grundlagen, Erklärungen und Umfelder reicht in aller Regel ein Verweis auf sie, so dass ich mich - und den Leser - auf das Wesentliche konzentrieren kann.

Nie müde wird der Vorwurf, eine Quelle sei nicht zitierfähig. Das ist schon vom Ansatz her Unfug: Jede Quelle ist zitierfähig! Der Autor muss nur wissen und darlegen, was er mit einer Quelle belegen will. Auch mit abstrusen Meinungen und Falschmeldungen kann man sich auseinandersetzen, so dass auch sie im Einzelfall eine relevante Quelle sein können.

Die Wikipedia ist als das zu nehmen, was sie sein will: Ein Lexikon und damit eine Wissenssammlung ohne die Ambition, die wissenschaftliche Forschung oder die journalistische Meinungsbildung zu neuen Ufern zu entwickeln.

Streicht man die Flausen weg, so macht sie ihre Sache wirklich gut.
 

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15.11.2009: Die Relevanzdiskussion hat sich ausgebreitet und ich verzichte auf Belege, die nichts bringen.

Vielleicht hilft ein Gedanke: Ein Lexikon kann verschiedene Ansprüche an sich erheben. Will es Begriffe und Bedeutungen erklären, so ist es eher ein Wörterbuch. Wenn es hingegen eine vertiefte Auseinandersetzung liefern will, dann sind Qualitätsfragen und strenge Kontrollen notwendig.

Warum jedoch soll die nicht beides liefern? Als Wörterbuch und Einstieg in ein Thema ist sie bereits gut geeignet. Ihr fehlen bislang die Links zu den vertiefenden Quellen und die detaillierte Auseinandersetzung mit den Themen.

Sinnvoll erscheint es mir, Wörterbuch und "großes" Lexikon miteinander zu verbinden. Den Einstieg könnte das -Portal liefern, das als Wörterbuch nur den Begriff erklärt. Die Hintergründe, Zweifel und Kontroversen könnte die echte -Enzyklopädie liefern. Sie wäre die Plattform für die Auseinandersetzung über die Relevanz von Themen.
 

 
Von einem Protagonisten der Boulevardpresse ist die werbewirksame Forderung bekannt: Fakten, Fakten, Fakten.

Dem stimme ich zu.

Auf die bezogen bedeutet das aber, dass zunächst die Begriffsklärung nötig ist und in der weiteren Tiefe die Auseinandersetzung mit ihm erfolgt.

Die Qualitätskontrolle für die Begriffsklärung dürfte verhältnismäßig einfach sein. Wenn es um die vertiefenden Auseinandersetzungen geht, muss Freiheit im Spiel bleiben. Erst wenn es um die Rückübertragung zum Wörterbuch geht, sind strenge Qualitätskriterien gefragt.

Das Löschen ist die schlechteste Option. Sie verweigert die Auseinandersetzung. Nötig ist der Diskurs, an dessen Ende die Übereinkunft steht.
 

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(1) Strafrechtspflege in Deutschland, BMJ 09/2009

(2) Jörg-Martin Jehle, Strafrechtspflege in Deutschland, BMJ 09/2009
 

 
(3)  Thorsten Kleinz, Wikipedia: Der Kampf um die Relevanz, c't 30.10.2009

(4) Markus Kompa, Offline-Sperrung, Telepolis 06.11.2009
 

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© Dieter Kochheim, 11.03.2018