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Juni 2011
12.06.2011 Cybercrime
     
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Die Kriminalpolizei weist auf Folgendes hin:

Die Domain zur von Ihnen ausgewählten Webseite wurde wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung zur gewerbsmäßigen Begehung von Urheberrechtsverletzungen geschlossen.

Mehrere Betreiber von KINO.TO wurden festgenommen.

Internetnutzer, die widerrechtlich Raubkopien von Filmwerken hergestellt oder vertrieben haben, müssen mit einer strafrechtlichen Verfolgung rechnen.

 

 
Mit dem links abgebildeten Text begrüßt "die Kriminalpolizei" noch immer die Besucher der Webseite kino.to. Der betreffende Webserver wird von einer Firma in Huerth betrieben, wie ein Tracerouting verrät.

Am 08.06.2011 durchsuchten 250 Polizisten und Steuerfahnder sowie Datenspezialisten über 20 Wohnungen, Geschäftsräume und Rechenzentren (1). 13 Personen wurden in Deutschland unter dem Verdacht der Bildung einer kriminellen Vereinigung festgenommen, eine weitere in Spanien. 12 der hiesigen Beschuldigten befinden sich seither in Untersuchungshaft (2). Die Ermittlungen führt eine Spezialabteilung der GenSta Dresden aufgrund einer Strafanzeige der GVU. Diese hatte jahrelang gegen kino.to ermittelt und ein arbeitsteiliges parasitäres Geschäftsmodell entdeckt (3).

kino.to ist bekannt dafür, dass dort Filme und vor allem auch Vorpremierenfilme anderer Anbieter vermittelt wurden. Seine Betreiber verdienten wohl vor allem an massiven und häufigen Werbeeinblendungen. Die veröffentlichten Benutzerzahlen schwanken zwischen täglich 250 und 400 Tausend.

Laut GVU gibt es auch Indizien dafür, dass mehrere Speicherdienste aktiv zum Funktionieren des Systems "kino.to" beigetragen hätten, indem sie aktiv direkt abspielbare Filmraubkopien-Dateien angeboten haben. Teilweise seien diese Streamhoster auch direkt von den Verantwortlichen von Kino.to betrieben worden (4).

kommentiert: Kino.to war nicht das harmlose Hobby von ein paar Filmfreunden, wie es gerne verniedlicht wird. Glaubt man der Staatsanwaltschaft, war das Portal ein Unternehmen mit Millionenumsätzen. Eine Anklage der Betreiber könnte auch in der Öffentlichkeit das Bewusstsein dafür schärfen, dass es sich bei solchen Websites nicht um Kavaliersdelikte handelt.


15.06.2011
Als Reaktion auf die Strafverfolgung der Betreiber von kino.to hat das Hackerkollektiv Anonymous DDoS-Angriffe gegen die GVU durchgeführt (5). Das dazu veröffentlichte Video ist anschaulich

wegen professionellen Machart und

wegen der merkwürdigen Freiheitsvorstellungen, von denen gesprochen wird: Kino.to ist nur eine Suchmaschine und das Streaming stelle keinen Verstoß gegen Urheberrechte dar. Deshalb werde auch die GVU angegriffen.

Hinzu kommt eine gewisse Selbstgerechtigkeit: Wir - Anonymous - sind überall und Sie müssen damit rechnen, dass wir jederzeit zuschlagen.

Unterdessen wurde bekannt, dass ein weiteres Streaming-Portal offline ist: Movie2k.to.

Die Gründe dafür sind noch offen.
 

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(1) kino.to: Polizeiaktion gegen Filmpiraten, Heise online 08.06.2011

(2) Mutmaßliche Kino.to-Betreiber bleiben in Haft, Heise online 09.06.2011

(3) Kino.to offline - mehrere Betreiber festgenommen, tecchannel 09.06.211

(4) (3)

(5) Nach Kino.to weiteres Film-Streamingportal offline, Heise online 14.06.2011
 

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© Dieter Kochheim, 11.03.2018